sport auto 6/03

Unter Brüdern
 
 DTM-Flüchtling Uwe Alzen erschuf im Biturbo-Porsche
 seines Bruders neue Ring-Welten

"Das Ding ist die absolute Granate." Der Teamchef fuhr zwar
nur eine Runde im Training, mit Slicks auf feuchter Fahrbahn,
aber das reichte im völlig. Jürgen Alzen war hin und weg von
seinem neuen Schätzchen, dem gefährlich schwarzen, monströs
breiten, Furcht erregenden Eigenbau-Biturbo-Porsche 996. Zwar
war das Debüt beim fünften Lauf zur Langstreckenmeisterschaft
noch mit kleinen Hochs und Tiefs behaftet, doch immer wenn der
Turbofaucher seine Krallen zeigte, wurde den Fans und Gegnern
angst und bange. Die Chronologie einer Premiere: Pole Position
im Qualifying, dann verspätet der ersten Startgruppe aus der
Boxengasse hinterhergehechtet. Bruder und Profi Uwe Alzen
wetzte die Klinge: Nach einer Runde hatte er alle, außer den
Führenden, aufgeschnupft, nach zwei Runden führte er - mit 14
Sekunden Vorsprung.

Mit einem Rundenrekord von 8.25,495 Minuten verschreckte Alzen seine alten Freunde aus der DTM - die
werden ob dieser Darbietung ins Grübeln kommen. Denn die Vorstellung, gleich beim Start des 24h - Rennens
vom ehemaligen Kollegen verblasen zu werden, dürfte ihnen bestimmt nicht gefallen. Leider war der Spuk nach
sechs Runden wieder vorbei - weil die Fahrzeughöhe an der Vorderachse nicht stimmte, der Unterboden erst
aufsetzte und schliff, dann zu Bruch ging und den Kühler ramponierte. Trotzdem: Die Kostprobe war vom
Feinsten, obwohl die schwarze Bombe erst auf den allerletzten Drücker fertig wurde. In diesem Auto steckt
Renntechnik vom Feinsten: Der Biturbomotor von RS Tuning leistet je nach Kennfeld und Ladedruck zwischen
550 und 700 PS. "Trotzdem ist die Fahrbarkeit exzellent, und mit dem Benzinverbrauch sind wir auch im grünen
Bereich", so Alzen. Die Abtriebswerte des spektakulären Karosseriedesigns zauberten ein Lächeln in das
Gesicht des fahrenden Teamchefs: "Wie DP Motorsport das ohne Windkanaltests hinbekommt, ist mir zwar ein
Rätsel, aber es funktioniert - und zwar absolut perfekt."

Marcus Schurigdiv align="center">


Text und Fotos mit freundlicher Genehmigung von